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Effizientere Schnitzelpressung durch gezieltes Retrofit

für maximale Effizienz, höhere Trockenmasse und spürbare Energieeinsparung in der Zuckerproduktion

Herausforderung

In einer Zuckerfabrik zeigte die bestehende Schnitzelpresse zunehmend Leistungseinbußen beim Abpressen der Zuckerrübenschnitzel. Das unzureichende Abpressverhalten führte zu geringen Trockensubstanzgehalten (TS) im Pressgut, was wiederum einen deutlich erhöhten Energiebedarf in der nachgelagerten Trocknungsstufe verursachte. Bei der Untersuchung der Anlage wurde deutlich, dass die Spindelflügel im Laufe der Betriebsjahre stark verschlissen waren. Die ursprünglich aufgebrachte Hartschicht war weitgehend abgetragen, die Materialstärke der Flügel reduziert und die Pressleistung dadurch erheblich beeinträchtigt. Auch die Sandwich- Siebbleche zeigten deutliche Abnutzungserscheinungen und waren mit Sandkörnern zugesetzt,  was sich negativ auf die Entwässerung der Schnitzel auswirkte. Der Betreiber stand somit vor der Entscheidung, entweder in eine neue Schnitzelpresse zu investieren oder die bestehende Anlage durch ein gezieltes Retrofit wieder auf einen neuwertigen Leistungsstand zu bringen.

Inspektion und Analyse

Bevor konkrete Maßnahmen umgesetzt wurden, beauftragte uns der Kunde mit einer umfassenden technischen Inspektion der Schnitzelpresse. Unsere Servicetechniker führten vor Ort eine detaillierte Zustandsanalyse durch und nahmen Spindeln, Siebbleche, Spannschienen sowie die Gehäusekomponenten genau unter die Lupe. Dabei zeigte sich ein klarer Befund: die Spindelflügel wiesen starke Verschleißspuren auf und waren teilweise nach hinten gebogen, die Hartschicht war unregelmäßig abgetragen und teilweise fehlte sie vollständig. Die Siebbleche entsprachen nicht dem Stand der Technik und wiesen eine reduzierte offene Fläche, was ebenfalls zu einem reduziertem Abpressverhalten führte. Auch die Spannschienen waren verschlissen.

Die Ergebnisse dieser Inspektion wurden im Anschluss in einem ausführlichen Bericht dokumentiert und dem Kunden vorgestellt. Im Zuge der Präsentation wurde ein technisch und wirtschaftlich fundiertes Retrofit-Konzept vorgestellt, das eine deutliche Leistungssteigerung bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch versprach. Nach Prüfung des Konzepts und der Wirtschaftlichkeitsbewertung entschied sich der Betreiber, die Aufarbeitung der Schnitzelpresse gemäß unserem Vorschlag durchführen zu lassen.

Lösung

Mechanische Generalüberholung der Schnitzelpresse

Nach der Beauftragung begann die mechanische Überarbeitung der Presse mit der vollständigen Demontage der Spindeln. Diese wurden in unserer Werkstatt gründlich gereinigt, vermessen und aufbereitet. Die Schneckenflügel wurden präzise eingekürzt, um eine saubere, tragfähige Basis für den Neuaufbau zu schaffen. Anschließend wurden neue Flügel hinter den eingekürzten Originalflügeln aufgeschweißt, wodurch eine zusätzliche Verstärkung und eine höhere Stabilität erreicht wurde. Die neue Hartschicht, die anschließend aufgebracht wurde, bietet einen wirksamen Verschleißschutz und sorgt dafür, dass die Spindeln auch unter hoher Belastung dauerhaft formstabil bleiben. Bestehende Bohrungen (Bodyplates) wurden geöffnet, gereinigt und bei Bedarf nachbearbeitet, um die Entwässerung der Spindel wieder herzustellen. 

 

Parallel zur Spindelüberarbeitung wurden auch die Siebbleche vollständig erneuert. Nach der Demontage der alten Bleche wurden die Kontaktflächen gründlich gereinigt, Gewinde nachgeschnitten, beschädigte Gewindepunkte mit einem Reparatur-Kit instandgesetzt und Schrauben für Spannbügel ersetzt. Die neuen Siebbleche wurden aus einem hochverschleißfesten Edelstahl gefertigt und verfügen über eine optimierte Bohrgeometrie mit erhöhter offener Fläche. Diese sorgt für eine gleichmäßigere Durchströmung des Pressguts und verbessert das Abpressverhalten deutlich. Zudem wird durch die Geometrie der Bohrung Freispüleffekt erzeugt, um das Zusetzen der Bohrungen auf ein Minimum zu reduzieren und eine konstante Pressleistung über die Laufzeit gewährleistet.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Neuanfertigung der Spannschienen. Die vorhandenen Befestigungselemente wurden demontiert, vermessen und durch neue, präzisionsgefräste Spannschienen ersetzt. Diese wurden so konstruiert, dass sie exakt bündig mit den Siebblechen abschließen. Dadurch wird ein gleichmäßiges Spannen der Siebbleche und eine optimale Druckverteilung während des Pressvorgangs sicherstellt. Zusätzlich wird durch das Spannen der Siebe ein Pulsieren der Siebblech erreicht, was ebenfalls ein geringeres Verstopfungsverhalten der Siebbleche zur Folge hat. Gleichzeitig wurde die Stabilität des gesamten Siebsystems erhöht, was den Verschleiß deutlich reduziert und die Wartungsintervalle verlängert.

Nach Abschluss aller Überarbeitungsmaßnahmen wurden die überarbeiteten Spindeln, Siebbleche und Spannschienen wieder montiert, ausgerichtet und die Schnitzelpresse in Betrieb genommen. Bereits in den ersten Betriebsstunden zeigte sich ein deutlich verbessertes Abpressverhalten. Der Trockensubstanzgehalt der Pressschnitzel konnte signifikant gesteigert werden und liegt nun konstant zwischen 32 und 34 %. Diese Verbesserung wirkt sich unmittelbar auf den Energieverbrauch der nachgeschalteten Trocknungsanlage aus, da weniger Wasser verdampft werden muss und somit der thermische Energiebedarf erheblich sinkt. Gleichzeitig konnte die Prozessstabilität erhöht und die Standzeit der mechanischen Komponenten deutlich verlängert werden.

 

Ergebnis und Fazit:

Die durchgeführte Maßnahme zeigt eindrucksvoll, dass ein gezieltes Retrofit eine wirtschaftlich wie technisch hervorragende Alternative zum Neukauf einer Schnitzelpresse darstellen kann. Durch die Kombination aus fundierter Zustandsanalyse, präziser mechanischer Aufarbeitung und dem Einsatz verschleißfester Materialien, konnte die Presse auf ein deutlich höheres Leistungsniveau gebracht werden. Das Ergebnis sind höhere TS-Gehalte, geringere Energieverbräuche und eine insgesamt effizientere Produktion.

Mit der konsequenten Umsetzung dieser Modernisierungsmaßnahme wurde nicht nur die Wirtschaftlichkeit des Betriebs verbessert, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Ressourcenschonung geleistet. Das Retrofit-Konzept verbindet somit technische Präzision mit ökonomischer Effizienz – eine Lösung, die überzeugt.